Voigt gegen Höcke  war interessant gestern Abend

Voigt gegen Höcke war interessant gestern Abend

12.04.2024 – the Germanz

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie gestern Abend das groß angekündigte TV-Duell zwischen dem AfD-Rechtsausleger Björn Höcke und dem bisher blassen CDU-Chef Mario Voigt angeschaut? Wenn nicht, haben Sie etwas verpasst, denn der Abend brachte für politische Beobachter Einiges an Erkenntnisgewinn.

Sie wissen, dass ich grundsätzlich dafür bin, miteinander zu reden, statt übereinander. Und Sie wissen, dass ich das blödsinnige CDU-Konzept von „Brandmauern“ rigoros ablehne und gerade deshalb seit Jahren alljährlich zu meinen „Schwarm“-Konferenzen einlade.

Ich kenne Thüringen und die dortige CDU seit Jahren recht gut. Und ich habe lange nahezu körperlich darunter gelitten, wie der Laden durch falsche Entscheidungen und insbesondere falsche Personalentscheidungen heruntergewirtschaftet worden ist. Und ich kenne da einige persönlich, halte regelmäßig Kontakt und trinke auch mal eine Gerstenkaltschale im Erfurter Biergarten mit manchen.

Mario Voigt habe ich persönlich allerdings noch nie gesprochen, ich war bei einigen Veranstaltungen von ihm und saß im Saal oder auf reservierten Presse-Plätzen. Das reicht nicht, um jemanden bewerten und einschätzen zu können. Gestern Abend hat sich Voigt gut geschlagen, nicht gleich von Anfang an, aber je länger der Schlagabtausch dauerte, desto besser wurde er. Und manchmal setzte er einen echten Wirkungstreffer.

Voigt punktete besonders beim Thema EU. Wir alle wissen, dass die Europäische Gemeinschaft, wie sie heute geführt wird, keine Zukunft haben wird, jedenfalls keine, die für uns Deutsche erstrebenswert ist. Gleichzeitig ist die EU im Grundsatz eine ausgezeichnete Idee. 70 Jahre lang habe die Gemeinschaft uns „Stabilität gebracht und einen Binnenmarkt, von dem Deutschland am meisten profitiert“, sagte der CDU-Politiker. Und weiter: „Weil mal irgendwie eine Lampe kaputt ist oder eine Tür quietscht, reißt man doch nicht das ganz Haus ab.“

Und dann – mein Lieblingsmoment – beschrieb Voigt, wie sehr Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist. Die kämen aber nicht unter einem „Reichskanzler Höcke“. Bäääm, das saß, auch wenn es reine Polemik war.

Aber Höcke hatte auch starke Momente, wer hätte das nicht erwartet? Es gab ja viele Kritiker im Vorfeld des TV-Events, die sagten, wie könne man nur einem prominenten Rechten so eine Plattform zur Selbstdarstellung geben. Das sind allerdings Leute, die das Wesen der Demokratie nicht einmal im Ansatz begriffen haben. In einem freien Land darf jeder seine Gedanken und Positionen äußern, sofern diese Äußerungen nicht kriminell sind. Und zu glauben, in Zeiten des Internets könne man Politikern wie Höcke die öffentliche Bühne verbieten, ist grotesk.

Und es ist auch nicht kriminell, sondern richtig, wenn Höcke fordert, Deutschland müsse „vor allen Dingen die Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis beenden“. Jeder von uns weiß das, es richtig wäre. Und das hört man auch aus den Reihen der CDU, die dann aber nach Wahlen mit den Grünen koaliert und das genaue Gegenteil macht.

Clever war auch, als Höcke auf seine Tätigkeit als Gymnasiallehrer zu sprechen kam. „Vertrauenslehrer werden Sie nur, wenn Sie ein großes Herz haben, wenn Sie eine große Empathiefähigkeit besitzen“, entgegnete er denen, die ihn als eiskalten Machtpolitiker sehen.

Wird die gestrige Diskussion einen entscheidenden Effekt auf die Wähler in Thüringen im September haben? Sicher nicht. Werden die aus dem Adenauer-Haus errichteten „Brandmauern“ niedergerissen? Ganz sicher nicht, so viel Rückgrat haben die dort gar nicht. Aber es war gut, sich das gestern anzuschauen.

Weil wir jetzt wissen, dass Höcke nicht unschlagbar und Voigt nicht einfach ein farbloser Partei-Apparatschik ist.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Voigt gegen Höcke war interessant gestern Abend

12.04.2024 – the Germanz

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie gestern Abend das groß angekündigte TV-Duell zwischen dem AfD-Rechtsausleger Björn Höcke und dem bisher blassen CDU-Chef Mario Voigt angeschaut? Wenn nicht, haben Sie etwas verpasst, denn der Abend brachte für politische Beobachter Einiges an Erkenntnisgewinn.

Sie wissen, dass ich grundsätzlich dafür bin, miteinander zu reden, statt übereinander. Und Sie wissen, dass ich das blödsinnige CDU-Konzept von „Brandmauern“ rigoros ablehne und gerade deshalb seit Jahren alljährlich zu meinen „Schwarm“-Konferenzen einlade.

Ich kenne Thüringen und die dortige CDU seit Jahren recht gut. Und ich habe lange nahezu körperlich darunter gelitten, wie der Laden durch falsche Entscheidungen und insbesondere falsche Personalentscheidungen heruntergewirtschaftet worden ist. Und ich kenne da einige persönlich, halte regelmäßig Kontakt und trinke auch mal eine Gerstenkaltschale im Erfurter Biergarten mit manchen.

Mario Voigt habe ich persönlich allerdings noch nie gesprochen, ich war bei einigen Veranstaltungen von ihm und saß im Saal oder auf reservierten Presse-Plätzen. Das reicht nicht, um jemanden bewerten und einschätzen zu können. Gestern Abend hat sich Voigt gut geschlagen, nicht gleich von Anfang an, aber je länger der Schlagabtausch dauerte, desto besser wurde er. Und manchmal setzte er einen echten Wirkungstreffer.

Voigt punktete besonders beim Thema EU. Wir alle wissen, dass die Europäische Gemeinschaft, wie sie heute geführt wird, keine Zukunft haben wird, jedenfalls keine, die für uns Deutsche erstrebenswert ist. Gleichzeitig ist die EU im Grundsatz eine ausgezeichnete Idee. 70 Jahre lang habe die Gemeinschaft uns „Stabilität gebracht und einen Binnenmarkt, von dem Deutschland am meisten profitiert“, sagte der CDU-Politiker. Und weiter: „Weil mal irgendwie eine Lampe kaputt ist oder eine Tür quietscht, reißt man doch nicht das ganz Haus ab.“

Und dann – mein Lieblingsmoment – beschrieb Voigt, wie sehr Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist. Die kämen aber nicht unter einem „Reichskanzler Höcke“. Bäääm, das saß, auch wenn es reine Polemik war.

Aber Höcke hatte auch starke Momente, wer hätte das nicht erwartet? Es gab ja viele Kritiker im Vorfeld des TV-Events, die sagten, wie könne man nur einem prominenten Rechten so eine Plattform zur Selbstdarstellung geben. Das sind allerdings Leute, die das Wesen der Demokratie nicht einmal im Ansatz begriffen haben. In einem freien Land darf jeder seine Gedanken und Positionen äußern, sofern diese Äußerungen nicht kriminell sind. Und zu glauben, in Zeiten des Internets könne man Politikern wie Höcke die öffentliche Bühne verbieten, ist grotesk.

Und es ist auch nicht kriminell, sondern richtig, wenn Höcke fordert, Deutschland müsse „vor allen Dingen die Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis beenden“. Jeder von uns weiß das, es richtig wäre. Und das hört man auch aus den Reihen der CDU, die dann aber nach Wahlen mit den Grünen koaliert und das genaue Gegenteil macht.

Clever war auch, als Höcke auf seine Tätigkeit als Gymnasiallehrer zu sprechen kam. „Vertrauenslehrer werden Sie nur, wenn Sie ein großes Herz haben, wenn Sie eine große Empathiefähigkeit besitzen“, entgegnete er denen, die ihn als eiskalten Machtpolitiker sehen.

Wird die gestrige Diskussion einen entscheidenden Effekt auf die Wähler in Thüringen im September haben? Sicher nicht. Werden die aus dem Adenauer-Haus errichteten „Brandmauern“ niedergerissen? Ganz sicher nicht, so viel Rückgrat haben die dort gar nicht. Aber es war gut, sich das gestern anzuschauen.

Weil wir jetzt wissen, dass Höcke nicht unschlagbar und Voigt nicht einfach ein farbloser Partei-Apparatschik ist.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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