Boris Reitschuster

Boris Reitschuster leitete von 1999 bis 2015 das Büro des Nachrichtenmagazins „Focus“ in Moskau. Ende 2011 musste er nach massiven Drohungen Russland verlassen und leitete das Büro noch fast vier Jahre von Berlin aus. Der gebürtige Augsburger ist Autor mehrerer Bestseller, Übersetzer von Michail Gorbatschow und schrieb für zahlreiche Medien, etwa die Washington Post, den Guardian, die Frankfurter Allgemeine, die Wiener Zeitung und den Münchner Merkur. Er war bis Juli 2021 Moderator einer wöchentlichen politischen Talkshow im russischsprachigen deutschen Sender OstWest-TV; bis zur Corona-Krise war er auch als Dozent am Institut für internationale Politik und Wirtschaft Haus Rissen in Hamburg aktiv und dort in ständigem Austausch mit der Bundeswehr.

Reitschuster wurde 2008 mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet – „angesichts seines außerordentlichen Engagements, mit dem er sich seit vielen Jahren kritisch mit dem politischen System Russlands auseinandersetzt und vor Ort mit hohem persönlichem Einsatz für die Meinungs- und Versammlungsfreiheit und damit für die Wahrung von Bürger- und Menschenrechten kämpft“.

Reitschuster gilt laut Cicero als „einer der führenden Russland-Experten Deutschlands“. Die „Welt“ schrieb: „Besser als er hat noch keiner das russische Machtsystem beschrieben. Boris Reitschuster, einer der schärfsten Putin-Kritiker in Deutschland, kann stolz auf sich sein.  Der russische Präsident höchstselbst hat den von Reitschuster stark mitgeprägten Begriff ,Demokratur´ mindestens einmal in den Mund genommen.“

Reitschuster erlag nach einem Jugendaustausch mit der Sowjetunion 1988 der Faszination Russlands und erlernte im Eigenstudium die Sprache des Landes, mit dem ihn außer seinem Vornamen zuvor nichts verband. Nach dem Abitur 1990 zog er als Student zu seiner Jugendliebe nach Moskau, mit zwei Koffern und seinen gesamten Ersparnissen. In einer Gastfamilie und in leeren Geschäften lernte er Russland abseits der Ausländer-Ghettos kennen. Nach einer Dolmetscher-Ausbildung arbeitete er als Deutschlehrer und Übersetzer. Gleichzeitig berichtete er für verschiedene deutsche Tageszeitungen aus Russland. Nach fünf Jahren in Moskau machte Reitschuster 1995 ein Volontariat bei der „Augsburger Allgemeinen“ und arbeitete dann für die Presseagenturen dpa und AFP in München. Als Leiter des Moskauer FOCUS-Büros kehrte Reitschuster 1999 zurück in das Land, das seine zweite Heimat geworden ist und lebte dort bis Ende 2011.